Das Wort Depression kann viele Bedeutungen haben. Es handelt sich um eine Gemütsstörung, die jeden Aspekt unseres Lebens beeinflussen kann und doch ganz individuelle Merkmale aufweist.
Von Niedergeschlagenheit bis hin zu Gefühlen der Verzweiflung oder Hilflosigkeit können die Auswirkungen von einer leichten Beeinträchtigung bis hin zu einem schweren, lebensbedrohlichen Einfluss reichen.
Phasen der Traurigkeit und Stimmungsschwankungen sind Teil unserer natürlichen Reaktion auf Widrigkeiten. Wenn diese aber andauern, spricht man von einer Depression, die erhebliche negative Auswirkungen auf das Familienleben, Beziehungen, die Arbeit und die Gesundheit haben kann.
Depressionen sind häufig. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation leiden weltweit mehr als 264 Millionen Menschen aller Altersgruppen an der Krankheit. (1) Die Belastung durch Depressionen und andere psychische Erkrankungen nimmt jährlich zu. Bereits 25 % der europäischen Bevölkerung leidet an Depressionen oder Angstzuständen. (2)
Die Auslöser können vielfältig und unterschiedlich sein. Studien haben bestätigt, dass einschneidende Faktoren wie Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit, mangelnde Bildung und Chancenlosigkeit stark zu psychischen Problemen unter jungen Europäern beitragen. Aber auch scheinbar weniger bedeutsame Vorfälle oder Beziehungsprobleme können in einer Depression münden.
Eurofound, eine EU-Agentur zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen, stellte fest, dass 14 % der jungen Erwachsenen Gefahr laufen eine Depression zu entwickeln, wobei 4 % der 15- bis 24-Jährigen in Europa bereits an einer chronischen Depression leiden. (3)
Die Ursachen von Depressionen zu erkennen und zu bewältigen ist nicht einfach, und Hilfe zu suchen ist immer noch mit einem Stigma behaftet, sodass Millionen von Menschen im Stillen leiden, obwohl es wirksame Behandlungsmöglichkeiten gibt.
Mit einem Freund oder einem Familienmitglied über Probleme zu sprechen, ist ein wichtiger, aber oft schwieriger erster Schritt. Hinzu kommt, dass das Thema den meisten Menschen ein wenig unangenehm ist. Sie zögern, Hilfe anzubieten, weil sie nicht wissen, wie sie an ihr Gegenüber herankommen können oder haben das Gefühl, dass ihnen die Fähigkeiten zum Helfen fehlen.
Die Unterstützung durch einen Freund oder ein Familienmitglied ist eine der wichtigsten ersten Stationen auf dem Weg zu einer Behandlung der Erkrankung, die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), die interpersonelle Psychotherapie sowie sorgfältig eingesetzte antidepressive Medikamente umfassen kann.
Fünf Tipps, wie Sie einem Freund mit Depressionen helfen können
1. Achten Sie auf Anzeichen
Abgesehen von fehlender Motivation und/oder negativer Stimmung gibt es noch andere Anzeichen, die darauf hinweisen können, dass eine Person dabei ist eine Depression zu entwickeln. Sie könnte depressiv sein, wenn sie das Interesse an Dingen, die ihr normalerweise Spaß machen, verloren hat, lustlos ist, übermäßig viel oder zu wenig isst, Konzentrations- oder Schlafprobleme hat oder sich von Familie und Freunden zurückzieht.
2. Ins Gespräch kommen
Es kann schwierig sein, den richtigen Zeitpunkt und die richtigen Worte zu finden, um ein Gespräch über Depressionen zu beginnen. Daher kann es hilfreich sein, sich einige Sätze zurecht zu legen, die zeigen, dass Sie sich Sorgen um die Person machen und wissen wollen, wie es ihr geht.
Es kann das Gespräch leichter machen, wenn Sie den richtigen Zeitpunkt und Ort finden, zum Beispiel wenn die Person entspannt ist und Sie wissen, dass es keine Unterbrechungen geben wird.
Die Wohltätigkeitsorganisation Age UK erklärt: „Es kann Ihnen unangenehm sein, ein solch sensibles Thema anzusprechen, besonders wenn die Person, um die Sie sich sorgen, üblicherweise nicht über ihre Gefühle spricht. Erklären Sie, warum Sie sich Sorgen machen, aber vermeiden Sie es, eine Diagnose zu stellen oder auf Lösungen zu drängen.“ (4) Versuchen Sie sich so einfach wie möglich auszudrücken, damit Sie auch sicher verstanden werden und in Worten, mit denen Ihr Gegenüber etwas anfangen kann.
3. Seien Sie ein guter Zuhörer
Jemandem wirklich zuzuhören ist eine überaus freundliche Geste und Sie sollten nie unterschätzen, wie sehr Sie damit schon helfen können. Wir alle wissen, dass allein das Reden über ein Problem Spannungen abbauen und es weniger hoffnungslos erscheinen lassen kann. Seien Sie also einfach für die Person, um die Sie sich sorgen, da. Geben Sie ihr die Gelegenheit, sich zu öffnen.
Depressionen können ein komplexes Wirrwarr an Emotionen sein, und einfach mitfühlend zuzuhören ohne zu urteilen, ist viel effektiver als der Versuch, diese Gefühle zu entwirren und Aktionspläne aufzustellen.
Bieten Sie eher Unterstützung als konkrete Lösungen an. Lassen Sie sich auf das ein, was Sie hören, und reagieren Sie möglichst mit Vorsicht und Mitgefühl.
Ermutigen Sie den Betroffenen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist keine Schande, um eine Behandlung zu bitten, falls nötig auch mit der Unterstützung von Medikamenten, die genau an die Bedürfnisse des Betroffenen angepasst sind. Die rechtzeitige und korrekte Nachsorge durch einen fachkundigen Arzt kann sehr nützlich sein, um die genaue Art der Erkrankung zu bestimmen und den richtigen Behandlungsplan zu erstellen.
4. Bleiben Sie am Ball
Es ist unwahrscheinlich, dass sich der Himmel nach einem Gespräch lichtet. Bleiben Sie in Kontakt, damit Ihr Freund oder Familienmitgleid weiß, dass Sie da sind und sich kümmern. Aber nicht jeder Telefonanruf muss eine Diskussion über Depressionen beinhalten.
Lassen Sie die Person wissen, dass sie Ihnen wichtig ist. Schon allein das kann neuen Mut geben und Sie bekommen die Chance, über Positives zu sprechen. Depressionen führen oft dazu, dass die Betroffenen sich isolieren und einsam sind, daher kann regelmäßiger Kontakt die Auswirkungen verringern.
Wenn Sie mit der Person zusammenleben, haben Sie die Möglichkeit, mit kleinen Gesten
zu unterstreichen, dass Sie für sie da sind.
5. Kümmern Sie sich um sich selbst
Es kann sehr anstrengend sein, sich um einen geliebten Menschen zu kümmern, der an einer Depression erkrankt ist. Möglicherweise müssen Sie mehr praktische Aufgaben übernehmen als sonst, hinzu kommt Ihre eigene Besorgnis. Daher ist es wichtig, dass Sie gesund bleiben und sich Zeit für sich selbst nehmen.
Machen Sie Entspannungs- oder Achtsamkeitsübungen und denken Sie daran sich auszuruhen. Sie brauchen emotionale Energie, um einen geliebten Menschen oder Freund in einer Zeit der Not zu unterstützen.
Referenzen:
- World Health Organization. Depression. January 2020. Accessed January 2021. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/depression
- World Health Organization Regional Office for Europe. Depression in Europe: facts and figures. October 2012. Accessed January 2021. https://www.euro.who.int/en/health-topics/noncommunicable-diseases/mental-health/news/news/2012/10/depression-in-europe/depression-in-europe-facts-and-figures
- Eurofound. Crisis point: Well-being of young people still defined by the economic crisis. July 2019. Accessed January 2021. https://www.eurofound.europa.eu/news/news-articles/crisis-point-well-being-of-young-people-still-defined-by-the-economic-crisis?&utm_campaign=quality-of-life-and-public-services&utm_content=ef19041&utm_source=twitter&utm_medium=social-network
- Age UK. Depression and Anxiety. Accessed January 2021. https://www.ageuk.org.uk/information-advice/health-wellbeing/conditions-illnesses/depression-anxiety/